Marketing-Trends aus China wagen
Marketingmethoden unterliegen seit jeher einem stetigen Wandel. Was noch vor fünf, zehn oder zwanzig Jahren funktioniert hat, ist heute ein alter Hut und führt nur selten zum Erfolg. Es braucht neue Methoden. Die permanent reizüberflutete Zielgruppe lechzt nach Abwechslung vom Einheitsbrei der gängigen Werbung. Wer erfolgreich werben will, darf sich nicht scheuen etwas Neues auszuprobieren und dem ein oder anderen Trend zu folgen. Was dabei häufig – bewusst oder unbewusst – übersehen wird, sind Marketing-Trends aus China. Zeit sich diese einmal genauer anzusehen.
Aus künstlicher Intelligenz Kapital schlagen
Big Data und künstliche Intelligenz sind die Zukunft. E-Commerce wird künftig noch stärker dadurch vorangetrieben, dass Unternehmen die Vorteile von datengesteuerten Applikationen nutzen werden. China hat ambitionierte Ziele und plant, bis 2030 weltweit führend im Bereich der künstlichen Intelligenz zu werden. Im Marketing-Bereich hat die Zukunft bereits begonnen und sie bietet Möglichkeiten, Werbestrategien durch datengesteuerte Anwendungen oder mithilfe von künstlicher Intelligenz zu diversifizieren. Chatbots sind ein Beispiel für einen konkreten Marketing-Trend aus China in diesem Bereich. Durch deren Einsatz erhalten Websitebesucherinnen und -besucher schneller Antworten auf Fragen – rund um die Uhr und in Echtzeit. Der Chatbot interagiert mit den Gesprächspartnern und kann datengestützt relevante Produkte anbieten. Alles in allem nimmt ein Chatbot die Zielgruppe mit auf eine ideale, gut durchdachte Customer Journey und schafft es, durch eine Vielzahl an Elementen die Conversion-Rate zu steigern und die Kundenbindung zu intensivieren. So lassen sich auch der Arbeitsaufwand beim Vertriebsteam reduzieren und Synergien erzeugen. Das Ganze bietet noch einen weiteren, nicht von der Hand zu weisenden Vorteil: Marketing wird messbar(er)! Die Verkäufe, die über den Chatbot realisiert werden, sind eindeutig und geben Aufschluss über den Erfolg der Methode. In Deutschland und in Europa gibt es sie bereits hier und da, in China sind sie bereits etabliert.

Live Video-Shopping
Eine weitere Werbeform, an die sich in Europa erst wenige Unternehmen trauen, ist Live-Videoshopping. Im Reich der Mitte ist dies beinahe kein Trend mehr. Aber nicht nur dort ist sie bekannt: Die Werbeform wird durch Lockdowns in allen Ecken des Digital Village immer populärer. Im Grund genommen ist Live-Videoshoppingnichts anders als eine moderne und auf die jüngere Zielgruppe (=Digital Natives) zugeschnittene Form des Teleshoppings. Kundinnen und Kunden schauen ModeratorInnen zu, die ihnen Produkte in Echtzeit diskutieren oder verkaufen wollen. Anders als im TV lässt sich dabei über einen Chat interagieren, Fragen stellen und die Ware anschließend mit nur einem Klick kaufen. Douglas oder Tchibo sind erste Unternehmen, die diese Werbeform in Deutschland ausprobieren. Die Streams gehen dabei auch über das klassische Ziel des Verkaufens hinaus und rückt den Unterhaltungsfaktor ein Stück in den Fokus. Das lässt sich zum Beispiel für Branding-Zwecke nutzen, um die eigene Marke zu formen oder die Kundenbindung durch die Inhalte (=Mehrwert) zu stärken.
Wandel im Influencer-Business
Für viele kaum nachvollziehbar, für andere eine absolut logische Anlaufstelle für Meinungen und Informationen: Influencer. Aber egal, was man davon hält, der Werbe- und Vertriebskanal hat sich etabliert. Dabei bewerben Menschen mit großer Social Media-Reichweite über ihre Kanäle Unternehmen und deren Produkte. Generell vertrauen grade junge Leute (Generation Z) eher Influencerinnen und Influencer als herkömmlichen Testimonials. Allerdings unterliegt auch dieser Kanal einem Wandel, angestoßen aus China. Das Vertrauen geht etwas zurück, Mikro-Influencer gewinnen an Popularität. Der Grund für diesen neuen Marketing-Trend aus China ist, dass das Bedürfnis nach Glaubwürdigkeit steigt und die Zielgruppe bezweifelt dieses bei Influencern finden, die dafür bezahlt werden, Produkte zu bewerben. Die Menschen neigen nun dazu, sich mehr auf das Feedback von echten Nutzern und Experten auf bestimmten Gebieten (=Mikro-Influencern) zu verlassen. Auf neuen Plattformen lassen sich Meinungen mit Freunden und Followern teilen und Produkte auf Basis von persönlichen Erfahrungen empfehlen. Zudem kann man sehen, was die Community und die eigenen Freunde gekauft haben. Sobald der Nutzer oder die Nutzerin dann auf die Produkte klickt, wird er bzw. sie auf die Website des Verkäufers weitergeleitet und kann direkt das (virtuelle) Portemonnaie zücken.
China wird immer mehr zur Wirtschaftsmacht – wenn sie die nicht schon ist. Daher ist es nur logisch, dass auch Marketing-Trend aus China eine Chance für europäische Unternehmen sind. Wer bereit ist über den Tellerrand hinauszuschauen und ausgetretene Pfade zu verlassen, der steigert deine Erfolgsaussichten. Wer immer an denselben Produkten, denselben Methoden und denselben Prozessen festhält, lässt Potenzial liegen. Es gibt unzählige Beispiele dafür, die in den Geschichtsbüchern auf Papier festgehalten sind. Ach übrigens: Papier kommt ursprünglich ebenfalls aus China und hat sich ja bekanntlich auch durchgesetzt.